Das war’s. Unsere letzte Lesung und das anschließende Gespräch mit Jaroslav Rudiš wurden auf Video aufgezeichnet. Hier findet ihr den Videomitschnitt auf den Seiten von lecture2go der Universität Hamburg.
„Ich bin ein Römer. Kein Nazi. Warum sollte man in Europa nicht mit dem römischen Gruß grüßen dürfen? Ich bin ein Europäer. Ihr etwa nicht? Heil dem Volk! Heil Europa! Neger raus. Zigos raus. Sozialschmarotzer raus. Schwuchteln raus. Böhmen den Tschechen.“ Mit diesen Worten provoziert Vandam, der Protagonist des neuen Romans von Jaroslav Rudiš. Zur Zeit des Kommunismus war Vandam Polizist und ein gefeierter Held in seiner Plattenbausiedlung, in der er heute immer noch lebt. Aus dem Polizeidienst ist er wegen Gewaltexzessen schon lange entfernt worden und schlägt sich, im wahrsten Sinne des Wortes, immer mit einer rassistischen Parole auf der Zunge, durch seinen perspektivlosen Alltag. Mit Fingerspitzengefühl, Humor und Menschlichkeit begibt sich Rudiš in seinem „übermütigen, komischen, frechen […] melancholischen und brutalen Roman“ in die Gedankenwelt eines desillusionierten Schlägers.
Der Tscheche Jaroslav Rudiš ist Schriftsteller, Dramatiker, Drehbuchautor. Er studierte Deutsch und Geschichte in Prag, Zürich und Berlin und arbeitete anschließend als Lehrer und Journalist. Als Schriftsteller debütierte er 2002 mit einer Hymne für die deutsche Hauptstadt Der Himmel unter Berlin. Die Verfilmung seines zweiten Romans, Grandhotel, die parallel zum Erscheinen des Buches realisiert wurde, lief auf der Berlinale. Neben zahlreichen Theaterstücken erschuf Rudiš zusammen mit dem tschechischen Rocksänger und Zeichner Jaromír Švejdík die Comicfigur Alois Nebel. 2014 erhielt der Autor für sein Werk den Usedomer Literaturpreis.