Autorinnenlesung mit Dora Čechova

Foto: Thomas Nosil
Foto: Thomas Nosil

Die tschechische Autorin Dora Čechova und ihre Übersetzerin Kathrin Janka waren am Mittwoch, den 20. November 2019 zu Gast in der Zentralbibliothek Hamburg. In ihrem Erzählband „Ich wollte kein Lenin werden“ beleuchtet Frau Čechova Themen wie Flucht, Besatzung und transnationale Familien im russisch-tschechischen Kontext.
Organisiert und durchgeführt wurde die Veranstaltung von StudentInnen des Instituts für Slavistik der Universität Hamburg.

(Zum Videomitschnitt auf lecture2go geht es hier. )

In dem behandelten Erzählband „Ich wollte kein Lenin werden“ geht es in erster Linie um die Fragen nach der Heimat und Identität. Die Erzählung „Sommeräpfel“ thematisiert zum Beispiel die Vertreibung der Deutschen aus den tschechischen Gebieten nach dem Zweiten Weltkrieg. Davon ausgehend wollten ProjektteilnehmerInnen wissen, ob das Thema der Vertreibung der Deutschen immer noch als ein kontroverses Thema in Tschechien gelte oder ob es kein Tabu mehr sei, Deutsche als Opfer zu sehen.

Die Vertreibung der Deutschen sei, Frau Čechova nach, keine abgeschlossene Sache, sondern noch sehr lebendig. Es gebe immer noch Tschechen, die etwas genommen haben und Deutsche, die etwas verloren haben. In einigen Häusern von Vertriebenen würden noch Tschechen leben, die sich dessen bewusst seien, dass dieser Eigentum ihnen nicht wirklich gehöre. Solange all diese Menschen noch am Leben sind, werde diese Geschichte nicht abgeschlossen sein und ein Diskussionsthema bleiben, so die Autorin.

In Dora Čechovas Geschichten wird über die Menschen erzählt, die verschiedenen Welten zugehören und offensichtlich über die Lebensweise von Anderen ganz wenig wissen. Dennoch ist diese Angst vor dem Unbekannten in den Erzählungen nicht mal zu spüren. Die TeilnehmerInnen des Projektes interessierten sich dafür, ob Xenophobie für Frau Čechova ein relevantes Thema sei.

Für die Autorin persönlich existiere die Xenophobie eigentlich nicht. Da sie den Hass auf andere Völker nicht verstehen könne, schreibe sie diesen ihren Personen auch nicht an. Man stünde einander letztendlich als Menschen gegenüber. Sich hinzustellen und dem Gegenüber vorzuhalten, dass er/sie als Angehörige(r) eines Volkes dem anderen Volk wehgetan habe, ergebe nach Dora Čechova keinen Sinn. So würden auch ihre Figuren den anderen Menschen als einen anderen Menschen sehen.

Für diesen Literaturabend bedanken wir uns sehr bei der Autorin Dora Čechova und der Übersetzerin Katrin Janka sowie bei dem Team der Bücherhallen Hamburg und allen Besuchern.

Svetlana Weimer


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