Baba Dunjas letzte Liebe

Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe. Kiepenheuer&Witsch, 2015, Köln; ISBN: 978-3-462-04802-5; 160 Seiten; gebunden mit SU.


 

Ein Roman, der den Leser des 21. Jahrhunderts in die Welt der leerstehenden Häuser, einsamen Menschen und traurigen Leben versetzt. Diese Welt ist ein Echo der größten Nuklearkatastrophe der Welt – die Katastrophe von Tschernobyl. Ein verstrahltes Dorf, in dem alte und in die Vergessenheit geratene Menschen ihr einsames Leben zu Ende führen. Es sind tragische Schicksale und die Geschichte von Baba Dunja, einem bunten Charakter, die herzbewegend, jedoch mit einem Hauch von Humor erzählt werden. All das erwartet den Leser in „Baba Dunjas letzte Liebe“ von Alina Bronsky.

Bevor ich mit dem Inhalt des Romans beginnen werde möchte ich die Autorin kurz vorstellen. Alina Bronsky wurde am 2. Dezember 1978 im heutigen Jekaterinburg in Russland geboren. Anfang der 90er Jahre zog ihre Familie nach Deutschland um, wo sie nun seit 20 Jahren lebt. Ihr Debütroman heißt „Scherbenpark“ und ist im Jahr 2008 erschienen. Danach folgten 2010 „Die Schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ und 2013 „Nenn mich einfach Superheld“. Der Roman „Baba Dunjas letzte Liebe“ ist im Jahr 2015 erschienen und stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis.

Baba Dunja ist eine einsame alte Frau die alleine in ihrer Hütte in ihrem Heimatdorf Tschernowo wohnt. Ihr Ehemann ist verstorben und die Kinder schicken ihr Briefe und Postkarten, weil sie ihre Mutter nicht ganz leicht besuchen können. Der Grund liegt darin, dass Baba Dunja eine Tschernobyl-Heimkehrerin ist. Ihr Heimatdorf ist ein verstrahlter zurückgelassener Ort und befindet sich in der Todeszone. Einmal in zwei Jahren trifft sich ihre Tochter Irina mit der Mutter in der entfernten Stadt Malyschi. Vor der Tschernobyl Katastrophe hat Baba Dunja als Krankenschwester gearbeitet. Ihre Tochter arbeitet als Chirurgin bei der deutschen Bundeswehr. Baba Dunja weiß es, dass sie bereits Großmutter geworden ist, weil die Tochter Irina ihr das Bild von Laura, Baba Dunjas Enkelin, im Brief geschickt hat. So blickt Tag für Tag die kleine Laura mit ihren traurigen Augen auf ihre einsame alte Oma vom Foto herab. Der Sohn von Baba Dunja wohnt in Amerika und besucht sie nicht. Er sendet ihr nur regelmäßig Postkarten. Doch Baba Dunja wohnt nicht ganz allein im verlassenen Dorf. Die Melkerin Marja ist Baba Dunjas Nachbarin. Ebenfalls eine einsame und traurige alte Dame. In Tschernowo leben außerdem der 100-jährige Sidorow, der krebskranke Petrov und das Ehepaar der Gavrilovs, die leidenschaftlich im Garten Schach spielen. Eines Tages kommen Fremde in das Dorf. Ein Mann betritt mit seiner Tochter eine der zerstörten Hütten im Dorf. Er möchte seine Frau mit dem Entführen der gemeinsamen Tochter erpressen. Baba Dunja erfährt davon von ihrem verstorbenen Mann Jegor, der sie wie gewohnt nachts besucht. Baba Dunja und die anderen Dorfbewohner handeln schnell und retten dem Mädchen das Leben.

Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben und genau das machte für mich die Heldin so lebendig. Innerhalb von 160 Seiten habe ich Empathie gegenüber Baba Dunja empfunden. Die Sprache, in der dieser Roman geschrieben wurde ist einfach und angenehm. Die Geschehnisse im Buch lassen sich leicht vorstellen. Dies fehlt mir in den meisten Büchern, die heutzutage erscheinen. Besonders interessant fand ich es, wie Baba Dunja auf ihre besondere Art und Weise, die Dorfbewohner beschreibt.

Somit kann ich sagen, dass dieses Buch empfehlenswert ist. Es ist leicht zu lesen und die Geschichte ist spannend. Alina Bronsky ist es gelungen, die Hauptheldin Baba Dunja, sowie die weiteren Charaktere sehr lebendig darzustellen. Die Geschichte ist zwar traurig, jedoch wurde sie mit Humor erzählt. Diesen Roman kann ich nur weiterempfehlen.

 

Autor: Nikita Kolesnikov