My mamy światopogląd, a Zwierzęta światoczucie. [„Wir haben eine Weltsicht, die Tiere ein Weltgefühl.“ Janina Duszejko aus Prowadź swój pług przez kości umarłych, 2017]
Janina Duszejko ist eine ältere Frau, die im Grenzgebiet zwischen Polen und Tschechien lebt. Sie ist alleinstehend und teilt sich ihre kleine Hütte mit zwei Hündinnen, die sie „moje dziewczyny“ [meine Mädchen] nennt. Früher ist sie als Brückenbauingenieurin viel in der Welt herumgekommen, jetzt unterrichtet sie Englisch in der Grundschule im Dorf. Von vielen – vor allem Männern – wird sie als „verrückte Alte“ wahrgenommen, die allein im Nirgendwo lebt. Janina Duszejko bevorzugt dieses Leben allerdings. Sie hat wenige Bekanntschaften, darunter ihr ehemaliger Schüler Dyzio. Gemeinsam übersetzen sie regelmäßig Gedichte von William Blake ins Polnische. Keine:r von beiden ist ausgebildete:r Übersetzer:in. Sie gehen vielmehr einem Hobby nach, interpretieren, was Blake vor Jahrhunderten schrieb und versuchen zu ergründen, wie er dachte.
Übersetzen zwischen Sprachen und Zeiten
Nicht nur die Übersetzung zwischen zwei Sprachen und Zeiten lassen sich auch auf die Geschichte von Olga Tokarczuk übertragen. Zwar hatte William Blake im 18. Jahrhundert vor der Industrialisierung und der damit einhergehenden Ausbeutung von Natur gewarnt, allerdings besitzen seine Texte auch in der Gegenwart eine gewisse Aktualität. So fragt sich die Protagonistin Janina Duszejko, was Blake mit seinen Gedichten gemeint haben könnte.
Teraz pracował nad „Pierwszą księgą Urizena“, co akurat wydawało mi się dużo trudniejsze niż poprzednie „Przysłowia piekielne“ i „Wróżby niewinności“, przy których mu ofiarnie pomagałam. Miałam rzeczywiście kłopot, bo nie rozumiałam nic z tych pięknych, dramatycznych obrazów, które Blake wyczarowywał słowami. Czy on tak myślał naprawdę? Co odpisywał? Gdzie to jest? Gdzie to się dzieje i kiedy? Czy to jest baśń czy mit?
(Janina Duszejko über William Blakes Gedichte in Prowadź swój pług przez kości umarłych, Tokarczuk 2017, 88f.)
Der Zugang zu William Blake fällt der Hobbyübersetzerin zunächst nicht leicht, allerdings scheint auch Janina Duszejko als Vegetarierin und Natur- und Tierschützerin etwas gegen die Ereignisse rund um ihr Dorf zu haben. Denn hier treiben Jäger ihr Unwesen und schießen alles, wonach ihnen gerade ist. Duszejko kann sich dieses Vorgehen nicht mitansehen, sieht sich als Fürsprecherin der Tiere und spricht den Jägern gegenüber immer wieder Warnungen aus. Dann werden diese nach und nach ermordet. Es besteht der Verdacht, dass die Tiere etwas damit zu tun haben könnten und Janina Duszejko will dieser Spur nachgehen.
Text: Franziska Günther