„So ist das deutsche, kulturelle Leben und dabei insbesondere die Literatur durch Migration reicher geworden“
Den Auftakt zur ersten Ringvorlesung im Wintersemester 2016/17 bildete Frau Prof. Dr. Tippner mit einer herzlichen Begrüßung der zahlreich erschienen ZuhörerInnen. Zu Beginn wurden neben einigen organisatorischen Punkten auch das Programm der Vorlesungsreihe genauer vorgestellt. Ziel der 14 Vorlesungen ist es, transnationale Dynamiken, wie Migration und Mehrsprachigkeit zu beleuchten oder auch Konzepte wie Identität und Alterität vorzustellen und zu diskutieren. Dabei werden sich literaturwissenschaftliche und sprachwissenschaftliche Vorträge wöchentlich abwechseln.
Für die Einführung in das Thema übernahm Frau Prof. Dr. Tippner die literaturwissenschaftliche und Frau Dittmers, stellvertretend für Frau Prof. Dr. Krause, die sprachwissenschaftliche Perspektive. Im ersten Teil der Vorlesung wurden einige AutorInnen wie Marica Bodrožić, Lena Gorelik, Saša Stanišić und Vladimir Vertlib, die zur transnationalen Literatur hinzugezählt werden können, vorgestellt. Weiterhin wurde eindrucksvoll geschildert, mit welchem „Gepäck“ diese AutorInnen nach Deutschland kamen. So kann ihr Gepäck neben ihrer nationalen Identität auch traumatische Erfahrungen, wie kriegerische Auseinandersetzungen oder Diskriminierung enthalten. Zur Verarbeitung solcher Erfahrungen greifen die AutorInnen auf bestimmte Motive oder Genres, wie etwa den Schelmenroman, zurück, um die eigene und fremde Kultur auf humoristische Art und Weise zu beschreiben und dabei ihre eigene Position als MigrantInnen zu reflektieren. Wurden die bisherigen Texte von MigrantInnen zur Exilliteratur hinzugezählt, so leiten die heutigen literarischen Texte eine neue Phase der transnationalen Literatur ein, in deren Texten sich die Erfahrungen der hierbei meist freiwilligen, nicht forcierten Migration der AutorInnen widerspiegelt. Das deutsche kulturelle Leben und insbesondere die Literatur ist durch Migration reicher geworden. So lässt sich z.B auch in auf Deutsch verfassten Texten die Vielsprachigkeit der AutorInnen wiederfinden, die ihre eigene(n) (Herkunfts-)Sprache(n) immer wieder durchschimmern lassen.
Im zweiten Teil der Vorlesung wurde das Projekt Mehrsprachigkeitsentwicklung im Zeitverlauf, kurz MEZ, als ein Beispiel für die linguistische Mehrsprachigkeitsforschung vorgestellt. Das komplexe Thema Mehrsprachigkeit spielt gerade im Einwanderungsland Deutschland eine wichtige Rolle, da die MigrantInnen auch eine andere Sprache mitbringen. Im Projekt MEZ wird etwa bundesweit die Mehrsprachigkeitsentwicklung von SchülerInnen, unter Formulierung spannender Forschungsfragen, untersucht. Wie beeinflussen bereits erworbene Sprachen das Erlernen weiterer Fremdsprachen? Haben FremdsprachenlernerInnen mit unterschiedlichen Familiensprachen die gleichen Vorteile und Probleme? Durch Beantwortung dieser und weiterer Fragen, ist das MEZ Projekt darauf ausgerichtet, grundlegendes und anwendungsbezogenes Wissen zum Komplex der individuellen Entwicklung mehrsprachiger Kompetenzen zu gewinnen.
Autorin: Franziska Herzberg
Wie geht es weiter? Hier geht’s zum Programm der Ringvorlesung im WiSe 16/17!